Einblick in die Businessplan-Forschung 2

STRUKTURIERT, SYSTEMISCH, PRAXISTAUGLICH

Wir haben die betriebsökonomischen Teilbereiche des Businessplans analysiert und Ihre gegenseitigen Wechselbeziehungen modellarisch dargestellt.

 

Die linear-kausale Darstellung im klassischen Businessplan

 

Die linear-kausale Darstellung verdeutlich seine Funktion als Planungsinstrument für die qualitative Entscheidungsgrundlage strategischer Vorhaben zur Optimierung der Rentabilität oder zur Vermeidung von Projektrisiken und macht den Businessplan zur Königsdisziplin des Managements. Folglich gibt der Prozess der Strategieentwicklung und -Umsetzung als Kernaufgabe des strategischen Managements Aufschluss über die Kausalität in der Erstellung von Businessplan-Inhalten und muss dieser entsprechend für den Businessplan-Leser nachvollzogen werden können.

 

Unsere Businessplan Analyse

 

Wir haben den Businessplan analysiert, inwiefern die Form und Struktur des Businessplans die Anforderungen an die Plausibilität erfüllen. So stellten wir eine weitgehende Standardisierung des Businessplans fest und konnten eine respräsentative Darlegung der formalen qualtiativen Aspekte im Businessplan bezüglich von Struktur- und Inhaltsvorgaben konkludieren.

 

Für eine wissenschaftliche Differenzierung der formalen Anforderungen bezüglich Plausibilität, Vollständigkeit und Transparenz haben wir folgende Aspekte untersucht:

 

  • Abstrakte Plausibilität (generelle Anforderungen an die Form und Struktur)
  • Vollständigkeit (zu beschreibende Elemente zur Gewährleistung der Vollständigkeit)
  • Inhaltsspezifische Plausibilität (relevante Zusammenhänge der zu beschreibenden Elemente)

 

Gegenüberstellung der Struktur- und Inhaltsvorgaben des Businessplans und Bildung betriebsökonomischer Teilbereiche: Um zu prüfen, inwiefern die Strukturvorgaben des Businessplans den Anforderungen von potentiellen Partnern und Geldgebern entsprechen, haben wir Struktur- und Inhaltsvorgaben aus umfassender Businessplan-Literatur verschiedener Quellen gegenübergestellt. Damit ein Vergleich möglich ist, haben wir die zum Teil unterschiedlich formulierten, aber gleichbedeutenden Vorgaben inhaltlicher Elemente innerhalb der Businessplan-Kategorien durch die Verwendung einheitlicher Schlüsselwörter harmonisiert. Die Kategorien der Quellen alleine geben kein valides Ergebnis über die Kausalität der betriebsökonomischen Teilbereiche, da diese zum Teil inhaltlich in einer anderen Kategorie sowie über verschiedene Kategorien verteilt abgehandelt werden. Aus diesem Grund wurden die Inhaltsvorgaben innerhalb der Kategorien induktiv gebildeten betriebsökonomischen Teilbereichen zugeordnet. Zu Vergleichs- und Messzwecken wurden heterogene Kategorienbeschriftungen gemäss der Businessplan-Literatur durch die gebildeten Bezeichnungen der betriebsökonomischen Teilbereiche, die innerhalb der Kategorie abgehandelt werden, ausgetauscht.

 

Aus der Gegenüberstellung ist ersichtlich, dass sich die Kategorien respektive die Strukturelemente zwar in Priorität, Gestaltung und Detailierungsgrad differenzieren, aber die gleichen betriebswirtschaftlichen Teilbereiche beschreiben. Folgende Teilbereiche wurden identifiziert: Leistungsangebot, Unternehmen, Markt, Wettbewerb, Strategie, Marketing, Management, Chancen/Risiken, Meilensteinplan, Finanzen, Prozesse/Organisation, Personal.

 

Die unterschiedlichen Ausprägungen der Strukturvorgaben im Businessplan sowie die variierende Bündelung inhaltlicher Beschreibungsmerkmale unterschiedlicher betriebsökonomischer Teilbereiche lassen vermuten, dass die Relationen zwischen den Inhalten der Elemente einer Kategorie für das Verständnis des Lesers dienen. Dadurch werden unterschiedliche Schwerpunkte in Bezug auf die Alchemie der Elemente gesetzt. In der Realität ist jedoch „alles mit allem vernetzt, alles hat auf alles einen Einfluss“. Wenn ein System wie das Unternehmen in Teilsysteme zerlegt wird, die für den Leser weniger komplex und dadurch fassbarer sind, verlieren die Zusammenhänge an Objektivität, da sie die Gesamtheit der Relationen und Kausalitäten kaum mehr aufzeigen können.

 

Vergleich der Abhandlungsreihenfolge betriebsökonomischer Teilbereiche mit dem Strategie-Entwicklungsprozess: Die theoretische Abhandlung eines Strategie-Entwicklungsprozess gibt vor, dass zuerst die strategische Position ermittelt wird, um daraus Wahlmöglichkeiten der strategischen Handlung abzuleiten und diese schliesslich in der Planung der konkreten Umsetzung, der Strategie in Aktion, zu konkretisieren. Laut dem strategischen Management können die betriebsökonomischen Teilbereiche den Aspekten Position, Wahlmöglichkeiten und Aktion zugeordnet werden. Dadurch ergibt sich die Reihenfolge der Abhandlung zu beschreibender Teilbereiche, die der effektiven Kausalität und folglich den Plausibilitäts-Anforderungen der Businessplan-Leser entspricht. Um die Validität des Vergleichs von Businessplan-Aspekten mit dem Strategieentwicklungs-Prozess zu gewährleisten, werden die Schlüsselwörter der Businessplan-Definition ebenfalls den Strategie-Aspekten zugeordnet.

 

Um die effektive Reihenfolge der betriebsökonomischen Teilbereiche gemäss dem Strategieentwicklungs-Prozess mit der vorgegebenen Reihenfolge laut der Businessplan-Literatur zu vergleichen, muss Berücksichtigung finden, dass die inhaltsbeschreibenden Elemente eines Teilbereiches in mehreren Kategorien verteilt vorkommen. Die Gewichtung der präferierten Reihenfolge in der Businessplan-Literatur wird durch die prozetuale Verteilung des Teilbereichs in den einzelnen Kategorien gemessen, welche die Reihenfolge vorgeben. Aus der prozentualen Verteilung der Abhandlungsreihenfolge betriebsökonomischer Teilbereiche wird die Messgrösse zur Eruierung der in der jeweiligen Businessplan-Literatur präferierten Abhandlungsreihenfolge berechnet. Diese entspricht der aufsteigenden Sortierung der Messgrössen.

 

Die durchschnittliche Reihenfolge der Teilbereiche in den analysierten Quellen zeigte auf, dass diese nicht dem kausalen Entstehungsprozess der Inhalte entsprechen. Die Kausalität in der Erstellung wäre gegeben, wenn die Teilbereiche so geordnet sind, dass zuerst die strategische Position, gefolgt von den Wahlmöglichkeiten und zuletzt die Umsetzung beschrieben ist. Die erwähnte Nutzbarkeit zur systematisch strukturierten Verdichtung des unternehmerischen Vorhabens sowie dessen pragmatische Umsetzbarkeit sind folglich nicht den Ansprüchen des Businessplan-Erstellers gerecht aufgegleist. Die Tatsache, dass der Businessplan die Elemente nicht in der Reihenfolge abhandelt, wie sie als nutzbares Instrument der Unternehmer sinnvoll wären, führt zu der logischen Konsequenz, dass sie der gewünschten Reihenfolge des Businessplan-Adressaten entsprechen. Dieses Ergebnis bestätigt die vorgängig aufgeführten Aussagen, dass der Businessplan vor allem ein von den externen Institutionen propagiertes Instrument und deshalb die Motivation zur effektiven Nutzung als praktisches Instrument verloren geht.

 

Analyse der Auftrittshäufigkeit von betriebsökonomischen Teilbereichen und inhaltsbeschreibenden Elemente: Die Häufigkeit, in wie vielen der untersuchten Quellen die einzelnen betriebsökonomischen Teilbereiche vorkommen respektive durch mindestens einem inhaltsbeschreibenden Element vertreten sind, soll Aufschluss über die Relevanz eines Teilbereichs in den Inhaltsvorgaben geben. In wie vielen der von uns untersuchten Quellen der jeweilige Teilbereich aufscheint, zeigt die Relevanz als Teil des Businessplans auf. Die Anzahl inhaltbeschreibender Elemente eines Teilbereichs summiert aus allen Quellen verdeutlicht den Detailierungsgrad und folglich, wie intensiv sich die Inhaltsvorgaben der Businessplan-Literatur mit dem jeweiligen Teilbereich auseinandersetzen. Das Ergebnis haben wir als Matrix grafisch abgebildet.

Language